Range Rover Velar für kleine Lords

Jaguar Land Rover nutzt die Platform vom F-Pace für seinen eigenen „kleinen“ SUV, der eher als etwas erhöhter Kombi daherkommt und nicht ganz so mächtig wirkt wie seine Konzernbrüder. Für uns kam der Velar überhaupt erst in die engere Wahl, weil er wärmstens empfohlen wurde als guter Kompromiss für den etwas ausgefalleneren Geschmack.

Der Velar bietet dabei dem Kunden durchaus einen Vorgeschmack auf den Luxus echter britischer Geländeluxuswagen. Viel Leder und Ruhe herrschen im Innenraum vor. Ranger Rover hat auch gerade eine neue Version angekündigt, diese bekommt ein noch besseren Innenraum und auch das neue Infotainment – wir sind noch die alte Version gefahren.

Der Kofferraum ist jedenfalls schon mal familientauglich ausgelegt und schluckt ordentlich bei guter Variabilität. Die hintere Sitzreihe bietet ausreichend Platz, die Sitzposition hingegen ist für Menschen mit langen Beinen nicht sonderlich gut – wenig Auflage und zu flach.

Die Federung ist straff, aber nicht unangenehm hart – man hat sofort das Gefühl lange Strecken reisen zu können. Im Gegensatz zum Defender sind die Sitze für Fahrer und Beifahrer deutlich bequemer und die Sitzposition deutlich näher am PKW als am LKW. Belüftet, beheizt und mit Massage – der Velar in der Ausstattungsvariante HSE bietet alles was man für eine lange Strecke braucht.

Der verbaute 6-Zylinder Diesel ist kaum zu hören und lässt den Velar zügig vom Platz rollen. Auch bei Autobahntempo ist der 2.2 Tonnen Wagen gut motorisiert mit seinen 300 PS und 650 Nm. Die ZF 8-Gang-Automatik schaltet angenehm, aber nicht ganz frei von Hektik wenn man Vollgas gibt.

Der Velar lässt sich souverän über die Autobahn bewegen und hat auch vor kurvigen Bergstrassen keine Angst. Sein Allrad – angelehnt an die grossen Brüder mit vielen Funktionen – sollte für den normalen Sommer & Winterbetrieb völlig ausreichen und auch bei schlechten Bedingungen einen jederzeit ans Ziel bringen.

Die Anbindung von Androide Auto und Apple CarPlay via Kabel & Bluetooth funktioniert bei diesem Velar übrigens sehr unkompliziert – das hatten wir in unserem Schottland Urlaub mit einen aktuellen Discovery ganz anders erlebt – da wollte das Androide Auto gar nicht – weder per Kabel noch per Bluetooth.

Genauso ernüchternd wie beim Discovery / Defender ist allerdings auch das Spur- & Abstandsregeltempomat im Velar. Das Fahrzeug wird nicht zuverlässig in der Spur gehalten – es liegen gefühlt 10 Jahre Technologie Sprung zwischen dem JLR System und dem im 5er BMW verbauten Lösungen – schade eigentlich.

Bleibt zum Schluss die Frage nach den Konditionen für einen Velar. Der Händler hat uns mehrfach höflich darauf hingewiesen, dass es aktuell sehr lange Lieferzeiten (>12 Monate) gibt bis man ein Fahrzeug bekommt, sowie Preis & Ausstattung nicht garantiert werden können und uns daher wärmstens ein Lagerfahrzeug empfahl (leider aktuell keines mit Head-Up Display verfügbar), das natürlich auch nur begrenzt Rabat fähig war vor Weihnachten. (Ranger Rover scheint es gut zu gehen…)

Man muss mit 130.000CHF Neupreis rechnen, falls man den HSE D300 mit entsprechender Ausstattung haben möchte – ob man den dann auch mit der Ausstattung und zu dem Preis bekommt, ist ungewiss. Leasingangebote sind eher unattraktiv, weil der Restwert sehr niedrig angesetzt wird – deutlich unter 50%.

So would you buy one… der Velar ist ein guter Cross-Over, der vieles richtig macht. Er hat viel Platz, wirkt hochwertig und fährt sich gut. Seine grösste Schwäche, neben dem Neupreis / Restwert, ist der mangelhafte Spurhalteassistent – was für uns ein deutlicher Rückschritt zum 5er bedeuten würden – daher nein in der 2023/2023er Version eher nicht.