Im Herbst 2018 habe ich auf dem Weg nach Nizza einen Umweg über Kumschick gemacht und meine erste Erfahrung mit einem Caterham 7 gesammelt. Im Sommer 2019 wollte ich herausfinden, wie sich ein echter Road trip im Caterham anfühlt.

Kumschick bietet auch an, den Rennwagen für die Strasse einige Tage oder über das Wochenende zu mieten. Der Mietpreis wird teilweise beim Kauf eines Fahrzeug angerechnet – die perfekte Probefahrt also ;-). Für 680 CHF bekommt mein ein Wochenende mit 500km inkl. – klingt nach wenig, ist aber mehr als ausreichend!

Breit, Niedrig, Kurz und Leicht – Caterham 7 vs. Panamera ein ungleiches Paar

Als Ziel für die Erprobung des Caterham hatte ich mir die Schweizer / Italienischen Alpen rund um Grimsel-, Furka- und Gotthardpass ausgesucht. Das ganze bei ausgesprochen gutem Wetter inkl. Übernachtung ein Petrolhead Wochenende pur!

Zunächst fällt bei dem Caterham auf, dass er sehr gut liegt und die Federung selbst schlechte Strasse gut wegsteckt. Die in diesem Fahrzeug verbauten 3 Punkt Gurte erleichtern das Ein-&Aussteigen erheblich. Die Türen sollten bei schnelleren Passagen dran bleiben, sonst wird es schnell sehr windig und unangenehm – insbesondere wenn man keine richtig feste Kopfbedeckung / Rennbrille an hat.

275S – ein „Normaler“ Caterham!

Die Performance des 275S reicht völlig. Man muss selten mehr als 80 km/h fahren, um einen unglaublichen Spass zu haben. Der Ausblick über die Motorhaube, die Kurvengeschwindigkeiten und der Sound lassen einen eintauchen in die Welt der Bergrennen vergangener Zeiten. Im Gegensatz zum kürzlich gefahrenen 992 macht der Caterham die Geschwindigkeit hautnah erlebbar und mit dem passenden Sound auch hörbar! Im allgemeinen ist gerade am Anfang eine ruhige Gangart angeraten, der Caterham vermittelt auf den ersten Metern schon eine trügerische Sicherheit, die einen schnell, zu schnell werden lässt. Die Physik schlägt erbarmungslos zurück, kommt man über die Haftungsgrenze der Semi-Slicks.

Rennwagen Feeling wie aus alten Zeiten incl. Semi Slicks

Die im Mietvertrag inkludierten 500km sind übrigens auch die Distanz die man bequem ohne Überforderung mit dem Sven in zwei Tagen abspulen kann. Mehr oder gar Autobahn wären nur eine Qual, die dem kleinen Rennwagen nicht gerecht wird. Dies zusammen mit der eher unzuverlässigen Tankuhr und dem kleinen Tank, lassen einen häufiger mal einen Zwischenstop einlegen. Wer längere Strecken fährt, sollte über eine geeignete Route, Back-Up Fahrzeug (meine Empfehlung Panamera 😉 und häufiger Fahrerwechsel nachdenken – 1.000km Anreise zu den Alpen möchte man damit jedenfalls nicht machen! (Mal davon abgesehen, dass man sich mit dem Gepäck schon sehr beschränken müsste…). Auch etwas nervig; auf dem Weg zu Grimselpass darf ich erleben, wie Britische Motorelektronik auch mal störrisch sein kann. Plötzlich ist er ohne erkennbaren Grund im Notprogramm mit starkem Leistungsverlust unterwegs. Erst nach einer Pause von 20 Minuten ist der Spuk vorbei und für den Rest des Wochenendes auch nicht wieder aufgetaucht. Das erklärt auch wieso Kumschick die TCS Mitgliedskarte (Schweizer ADAC) sehr prominent ins Handbuch packt ;-)! Pannenhilfe sollte man wohl einplanen – dafür dürfte die Technik kaum einen normale Werkstatt überfordern – alles einfache (Ford) Technik.

Natürliche Umgebung für einen Caterham? Passstrassen!

Ist man in den Alpen angekommen, dann wird man in einen echten Kurvenrausch verfallen. Der Sven liegt derart gut auf trockener Fahrbahn, dass er unheimlich hohe Kurvengeschwindigkeiten erlaubt. Betonung liegt auf trocken – nass sollte es nicht sein, dann wird es deutlich anspruchsvoller das Fahrzeug auf dem Asphalt zu halten. Ohne ESP und ABS ist dann einfaches Gasgeben nicht mehr ratsam – das Heck kommt und frisst Dich unbarmherzig! Lange Tunnel übrigens auch – Luftanhalten und Gehörschutz sind ratsam 😉

Dem Caterham und seinem Piloten fliegen positive Emotionen zu – garantiert!

Doch wenn die Sonne scheint und der Asphalt positive Temperaturen hat, dann zaubert er jedem ein Lächeln auf die Lippen. Meine Frau (sehr verwunderlich) und Tochter (weniger verwunderlich) waren nach dem Wochenende infiziert – das Ding macht süchtig! So lange uns Abgas- und Umweltgesetze solche Freuden erlauben, sollte man sie nutzen 😉

Zigarrenform, Leichtbau und Kompromisslosigkeit zeichnen den britischen Roadster aus.

I would still buy one … es ist das perfekte Geschenk für einen begeisterter Autofahrer der schon mehrere Autos hat. Aber Mieten ist ja auch eine herrliche Option!