CITROËN C4 Picasso BlueHDi 150 EAT6 im Langstreckentest

Für eine sehr lange Strecke über die Ostertage haben wir uns mal wieder bei Sixt einen Mietwagen geholt – der 5er ist ja noch nicht da.

Sixt hatte mir die Wahl gelassen, zwischen einem Mazda 6 Kombi und dem ganz neuen C4 Picasso mit Automatik und Diesel. Der Mazda wäre mit Abstandregeltempomat, dafür nur als Benziner und Schalter zu haben gewesen. Die Wahl viel damit auf den C4.

Der C4 Picasso BlueHDI 150 kommt in der aktuelle Generation endlich mit einem vernünftigen Automatikgetriebe welches die Kraft des 4-Zylinder Diesel über 6-Fahrstufen auf die Strasse bringt. Das gefahrene Modell ist reichhaltig ausgerüstet. Neben Europa Navi, Multi-Media/iPOD Schnittstelle und Tempomat, ist auch noch eine gute Kilmaautomatik, ein Park-Automat und Toter-Winkel-Warner Teil der Liste.

Kommen wir zu nächst zum Innenraum. Die Verarbeitung wirkt hochwertig und die verwendeten Materialien machen eine guten Eindruck, insgesamt wird der C4 deutlicher wertiger als z.B. vergleichbare Modelle von Ford. Auf den insgesamt 5 Plätzen finden Erwachsene auch für längere Fahrten ausreichend Platz. Die erste Reihe ist dabei natürlich deutlich komfortabler. In schnellen Kurven bietet aber kein Stuhl egal in welcher Reihe guten Seitenhalt, hier könnte Citroen noch etwas nacharbeiten. Ordentlich vom Platzangebot zeigt sich auch der Kofferraum – hier gehen ohne Probleme 3 Einkaufskisten oder 3 grosse Reisetaschen nebeneinander. Insgesamt ist der C4 relativ übersichtlich, insbesondere nach vorne links oder rechts helfen dabei die grossen Fensterflächen in der A-Säule. Ganz im Gegensatz zum Sharan hat man so nicht das Gefühl, dass ganze Kleinwagen im Totenwikel der A oder B-Säule verschwinden.

Der 150PS Diesel Motor, die Top-Motorisierung für den Picasso, erlaubt zügige Überholvorgänge und stellt auch bei voller Beladung der Vortrieb sicher. Das Getriebe findet meistens den richtigen Gang. Es zeigt aber auch, dass nicht alle Fahrsituationen von der Programmierung sauber erfasst werden. Auf Autobahnstrecken erfolgt gelegentliches Umherschalten zwischen 5-ten und 6-ten Gang ohne ersichtlichen Grund. Insgesamt bleibt der BlueHDI bei normaler Fahrweise im Hintergrund, Autobahn mit 130km/h, hier dominieren klar die Wind- und Abrollgeräusche – beides jedoch auf akzeptablen Niveau. Nur bei Kraftanstrengungen und im Stand (wenn der Motor nicht automatisch ausgeht dank Start&Stop-Automatik) sind deutliche Diesel-Geräusche zu vernehmen, hier kann es dann auch manchmal Vibrationen in den Fahrgastraum spülen. Auf deutschen Autobahnen ist sogar mit etwas Anlauf die 190 km/h laut Tacho drin, dann natürlich mit deutlich erhöhter Geräuschkulisse. Weniger überzeugend ist allerdings der Verbrauch, selbst auf gutmütigen 130er Autobahn Etappen in Frankreich muss man mit ca. 6,9-7,8 Liter / 100km rechnen, das ist doch etwas viel – mag vielleicht auch an dem gerade mal 4000km auf dem Tacho liegen. Bauart bedingt zeigt sich das Van auch sehr empfindlich auf Seitenwind, was erhöhte Aufmerksamkeit auf Brücken fordert.

Der C4 federt übrigens ausgesprochen komfortabel, auch unbeladen fährt es sich selbst über schlechte Strassen gut. Die weiche Abstimmung führt natürlich dazu, dass in schnell gefahrenen engen Kurven der Aufbau etwas starke Seitenneigung zeigt. Das Fahrwerk kommt da mit dem Temperament des 150PS Diesel nicht ganz nach, denn der erlaubt durchaus auch sportliche Touren über Landstrassen, selbst Schaltwippen sind verfügbar. Fahrwerk und Bremsen vermitteln bei schneller Autobahnfahrt dennoch ein sicheres Gefühl.

Sehr positiv fällt die Multi-Media Anbindung auf, der C4 ist in dieser Version nicht nur mit Aux-In und USB ausgerüstet sondern auch mit einem sehr gut funktionierenden iPOD Anschluss. Ohne Problem und Diskussion spielt er Songs vom iPod ab, schaltet diesen selber An-&Aus beim Starten & Verlassen des Fahrzeuges. Insgesamt bietet hier der Citroen ein positives Bild, Navigation und Radio (incl. DAB) überzeugen – wobei sich die Bedienung des Radios deutlich vereinfachen liesse. Weniger überzeugen ist auch die Splitting zwischen Display auf dem Armaturenbrett und das weiter unten gebrachte Touch-Displays. Die Verzögerung bei der Steuerung lenkt doch ganz erheblich ab, auch ist der rein digitale Tacho immer noch sehr gewöhnungsbedürftig. Völlig unverständlich ist, wieso man Navi und z.B. Klimaanlage nicht gleichzeitig sehen bzw. bedienen kann. Sobald eine andere Funktion neben Navi ausgewählt wird, verschwindet auch die Karte im Zentral Display auf dem Armaturenbrett. Das Multi-Funtkions-Lederlenkrad fällt hingegen sehr positiv auf. Es liegt gut in der Hand, fühlt sich wertig an und erlaubt eine einfache Nutzung von Tempomat sowie Musik-Steuerung (wenn man nicht mehr als Lauter/Leiser, Mute und nächstes Stück erwartet).

Nervig am C4 sind die ganzen unterschiedlichen künstlich wirkenden Warntöne. Da wären: P-Stellung nicht gewählt, Handbremse an, Handbremse nicht an, Blinker (wird kontinuierlich lauter?!), noch nicht angeschnallt, schon ab geschnallt,… das Auto piept und signalisiert quasi laufend irgendwas. In die gleiche Kategorie fällt auch die Start-Stop Automatik – etwas zu sensibel, laufend geht der Motor aus nur um dann nach 15 bis 20sec wieder anzugehen, weil er vielleicht doch zu niedrigen Batteriestand oder Raumtemperatur hat. Besonders nervig – selbst wenn man das Ding abschaltet (und ja man muss sich umständlich durch die Menüs hangeln, um die Automatik zu deaktivieren), bei mir war sie nach jedem „Neustart“ wieder an. Besonders nervig im Stop&Go Verkehr; gerade zum Stehen gekommen, schon ist der Motor aus – keine Wartezeit, keine Analyse, hey… das letzte Abschalten liegt 10 Sekunden zurück lassen wir es besser mal. Da hilft dann auch nicht, dass man die Zeit im Mordmonitor angezeigt bekommt, die man gestanden hat – im ECO Modus. Auch sehr nervig, z.B. an der Tankstelle – gerade angekommen, stehen geblieben, Automatik auf P, Motor geht aus, Türe auf zum Aussteigen, Motor geht an… dann muss erst noch mal zusätzlich auf Start/Stop drücken, einfach geht anders.

Weniger Begeisterung weckt ehrlich gesagt auch der Preis des Citroen – in der hier gefahrenen Version sind mindestens 35.000 Euro für den Neuwagen an den Händler zu überweisen, nicht gerade ein Schnäppchen. Die geben auch auf Neufahrzeuge bereits heftig Rabatt, so dass der Wertverlust auch nicht gerade auf niedrigem Niveau liegen wird.

Bleibt die übliche Frage – Would you buy one? Well, no – sorry Citroen, der C4 Picasso ist kein schlechtes Auto, wirklich nicht, aber die Summe der kleinen nervigen Dinge und die Tatsache, dass die Konkurrenz in der Klasse (B-Klasse, Active Tourer, Touran, Zafira, Yeti, und und und…) auch einiges zu bieten hat, sind einfach zu viele Argumente gegen den C4.