Schon lange stand der Wunsch auf meiner Liste; ICE Driving

Was ist das? Man nehme ein Fahrzeug mit Heckantrieb, genug Power, einen zugefrorenen See und einen Instruktor der einem zeigt wie man auf dem Rundkurs möglichst viele Meter quer fährt. Die deutlich reduzierten Reibungswerte an den Fahrzeugachsen lässt einen zum kleinen Walter Röhl werden und von erfolgreich absolvierten Rally Stages träumen. Das ganze natürlich nicht mit dem eigenen Auto, da das Talent proportional zum Winkel in dem das Heck ausbricht abnimmt und im Zweifel man mehr oder weniger gekonnt im Schneehügel landen kann.

Für Januar 2025 habe ich mir den Traum endlich erfüllt und den Tripp in den hohen Norden nach Schweden mit „caremotion“ gebucht. Roger Heinzer von CareMotion kümmert sich um alles und das Program klingt vielversprechend. Hin & Rückflug, 9h Schneemobilfahren und 9h Ice Driving auf Boxter & Mustang sowie Schlafen/Essen und Mietausrüstung inklusive. Das Paket pro Person? 4100 Euro, kein Schnäppchen aber Erfahrungsberichte bestätigen mir – es lohnt sich.

Unser Ausflug beginnt schon am Donnerstag Abend, der Flug geht ab Stuttgart am Freitag morgen – 3 Stunden nach Adjevesur in Schweden. Eine Übernachtung am Flughafenhotel sei mir gegönnt, damit nach der Ankunft die Aktion ohne Müdigkeit losgehen kann. Den Flug teilt man sich mit vielen Ingenieuren der Automobilindustrie die dort oben die Wintererprobungen machen. Der A320 von Eurowings ist dementsprechend gut gefüllt. Auch viele andere Ice Driving Programm z.B. Porsche, AMG und BMW nutzen die Infrastruktur (z.B. von European Speed Club) um Kunden das besondere Erlebnis zu ermöglichen.

Unser Flug verläuft Problemlos und ich nutze die Zeit um einige Artikel im EVO Magazin zu lesen. Doch bei der Ankunft herrscht erstmal etwas Enttäuschung. Es hat die letzte Tage bei plus graden geregnet und den Schnee in eine Eis- / Matschlandschaft verwandelt. Wo sonst -20° auf einen warten, herrschen +5… Die geplante Snowmobile Tour fällt ins Wasser. Stattdessen erstmal ein Spaziergung rum um die Lapland Lodge, die Sonne geht um 14:30 unter. Dann Abendessen und Planungsmeeting… denn auch am nächsten Tag verheisst das Wetter keine Besserung.




Doch das Team der Lapland Lodge hängt sich rein, und baut alternativ Programm für den Samstag. Morgens geht es zunächst 1 1/2h östlich zu einem Ostsee Fjord auf dem man mit einem Eisbrecher eine Tour machen kann. Auch ein Erlebnis, das ich so noch nicht hatte und durchaus für gute Stimmung sorgt. Wer möchte kann sogar in einem Ueberlebensanzug in den Fjord springen und zwischen Eisschollen schwimmen gehen. Ich bleibe lieber auf dem Eis und versuche den Eisbrecher vom Eis zu schieben …


Am Nachmittag ist es dann endlich soweit, wir können zumindest eine 3h Tour in die Dämmerung mit dem Snowmobile machen.



Die Temperaturen fallen und für den kommenden Tag stehen die Chance gut, dass wir auf den See können. In der Nacht hat das Team ganze Arbeit geleistet, die Strecke komplett neu gefräst und vorbereitet. Wir machen uns zunächst vertraut mit dem Boxter – der mit 200k auf der Uhr zeigt was in dem Fahrzeugen steckt. Auf dem Weg von der Einstellhalle zum ICE Track zeigt der Boxter sein Alter, es klappert und rappelt an allen Ecken und Enden. Wie wir später sehen werden, der 2te Gang wird den Rest des Tages unser ständiger Begleiter sein.




Nach kurzer Einweisung drehen wir die ersten Runden. Die Porsche sind ideal um sich langsam an das niedriger Grippniveaux zu gewöhnen und die praktischen Tipps vom Roger umzusetzen. Einlenken, 2ter Gang, kurze Gasstösse und quer fahren wie Chris Harris in seinen Top Gear Videos kommt in greifbare Nähe. Im Laufe des Vormittags verfliegt die Zeit, Runde um Runde wird das Ergebnis besser. Doch die Temperaturen steigen erneut, kurz vor der Mittagspause ist viel Schmelzwasser auf der Strecke und die Bedingungen verändert sich dadurch nochmal deutlich. Langweilig wird uns nicht – in der Mittagspause gibt es Hamburger und schon um 13:00 geht es weiter…. Nun sind die Mustangs V8 mit Automatik dran… Die Temperaturen sind drastische gefallen und die Strecke hat sich damit erneut verändert.



Mit den Mustangs steigt die Geschwindigkeit und der Spass – erneut steigt die Begeisterung mit jeder Runde. Die Mustangs haben deutlich mehr Leistung, aber auch mehr Gewicht. Das Fahrverhalten ist ein komplett anderes und die gutmütigen Boxter wirken im Vergleich wie Spielzeuge – alleine schon von den Dimmernsionen. Nach erneut 3 Stunden, einigen Fahrerwechseln später, neigt sich der Tag dem Ende entgegen. Es schleichen sich mehr und mehr Fehler ein, die sofort mit Abflügen bestraft werden und der VW Amarok rückt aus um nicht nur mich aus dem Schnee zu ziehen.


Doch das Programm ist noch nicht vorbei – nach dem Abschluss des Querfahren folgt noch ein Abendessen in der Hütte neben dem See mit leckerem Flammlachs. Als dann auch noch Nordlichter am Himmel auftauchen, ist der Tag wirklich perfekt abgerundet.

Nächste Tag ist Abreisetage, doch bevor der A320 wieder in Richtung Stuttgart abhebt, geht es nochmal für 3h auf den See… entweder mit Boxter oder Mustang. Über Nacht ist auch endlich die Kälte da, -20°C stehen auf dem Thermometer und der Schnee und das Eis haben sich erneut verwandelt. Die Strecke ist nun perfekt befahrbar. Wir entscheiden uns für den Boxter und es macht nochmal richtig viel Spass – bestes Ergebnis für mich an diesem Wochenende, zwei Runden um den Handlingkurs ohne Fehler und nahezu die ganze Zeit quer – was will man mehr?











Die Rückkreise verläuft ohne Probleme und zügig erneut mit Eurowings in einem A320 neo der bis auf den letzten Platz mit Ingenieuren und zufriedenen Schweden Touristen besetzt ist. Angekommen in Stuttgart kämpfen wir mit dem bereits bezahlten Ticket und der störrischen Schranke vom Parkhaus. Ein Parkhausmitarbeiter lässt uns nach ein paar Minuten endlich ausfahren und wir treten unsere 2 1/2h Heimreise an.
So would you do it again… yes… auch wenn das Wetter uns die Snowmobile Tour stark verkürzt hat. Das Team der Lapland Lodge hat alles gemacht um uns gut zu versorgen und zu unterhalten. Die Eisbrecher Tour war eine gute spontane Alternative, welche man auch nicht jeden Tag geboten bekommt. Die insgesamt 9h Ice Driving sind für mich das persönliche Highlight. Der Boxter ist sehr gut um die Grundlage zu legen und der Mustang um das Gelernte anzuwenden. Die Reise ist super organisiert und im Grund muss man sich ab dem Boarding um nix kümmern – man wird überall hingefahren/abgeholt oder fährt das Gefährt selber auf kurzen Ueberführungsfahrten. Gutes Essen und ordentliche Zimmer runden das Bild ab. Netto 3 Tage in Schweden für die 4100 Euro sind ein fairer Tarif. Vielleicht auch in 2026 auf die ToDo Liste?
Kommentare von JR
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